Schiller-Quest.com

Die Suche geht weiter ... Lange Reisen ist Christopher von Deylen gewohnt. Für sein letztes Album „Sehnsucht“ fuhr er in einem alten Volvo Amazone 20.000 Kilometer von Berlin nach Kalkutta. Nun geht der Komponist auf Expedition. Mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ ist er seit dem 10. Juli in der Arktis unterwegs. Als Mitglied eines Teams um Dr. Volker Ratmeyer vom MARUM, dem Bremer Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, packt er mit an, wenn es gilt, die Einsätze des Tauchroboters QUEST durchzuführen. Zudem dokumentiert der Künstler mit Kamera und Camcorder die Aktivitäten an Bord in einem Blog (siehe unten). Unterwegs auf einem modernen Forschungseisbrecher in einer faszinierenden Landschaft – das ist eine spannende Herausforderung. – Am 3. August wird die Expedition unter der Leitung von Dr. Michael Klages vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Reykjavik/Island zurück erwartet.

Dienstag, 4. August 2009

LAND IN SICHT



es ist soweit. nach knapp einem monat auf see ist das islaendische festland in sicht. zuerst nur undeutlich am horizont, in dichten nebel eingehuellt. dann kann man einzelheiten erkennen. eine schroffe lava-landschaft, hier und da mit leichtem gruen bedeckt. fuer einen ganzen tag fahren wir an der kueste entlang, auf dem weg zum ende dieser expedition. reykjavik. christian vom deutschen wetterdienst zeigt mir das aktuelle satellitenbild, strahlender sonnenschein in reykjavik. gemischte gefuehle. ein monat auf see. viele erlebnisse, viele gedanken. nun der anblick von festland, die ersten haeuser sind zu erkennen. bin gespannt, wie es sich anfuehlen wird. die ersten schritte auf festem boden sind nur wenige stunden entfernt. soll ich mich darauf freuen? kann ich mich darauf freuen?
montagmorgen, sechs uhr. noch hundertzwanzig minuten bis zum anlegen. das lotsenboot kommt laengsseits, der lotse steigt an bord. das erste neue gesicht seit vier wochen. ich gehe auf die bruecke, verfolge wie kapitaen schwarze die polarstern langsam zum pier steuert. totale stille, ab und zu ein funkspruch des lotsen auf islaendisch. chiefmate maggy drueckt mir ihr fernglas in die hand, zeigt mir den weg zum ende. in zeitlupe sehe ich die kaimauer naeherkommen. unten an deck macht sich die mannschaft zum anlegen bereit, die leinen wurden bereits gestern zurechtgelegt. fuer die meisten menschen hier an bord ist die reise gleich zuende. die wissenschaftler haben ihre koffer gepackt, die arbeitscontainer stehen verschlossen an deck. schon morgen werden wir wieder zuhause sein, auf die mannschaft wartet dann ein mehrwoechiger landurlaub daheim. verschiedene lebenswege, an bord auf zeit vereint, nehmen dann wieder ihren lauf. bis zur naechsten fahrt.



dann geht die polarstern laengsseits zur kaimauer. der himmel ist blau. zwei gestalten in neongelben jacken nehmen die leinen, die ihnen zugeworfen werden, ziehen mit aller kraft. ein letztes mal das typische vibrieren des bugstrahlruders, dann verstummen die maschinen. eine egentuemliche stille liegt ueber dem schiff. die ersten abschiedsszenen, in vielen gesichtern ratlosigkeit. und was kommt jetzt?
es nuetzt nichts, der moment ist gekommen. ein langer tag geht zuende. ein tag, der am 10 juli in longyearbyen auf spitzbergen begann und ohne dunkelheit bis eben andauerte. ich stehe auf dunklem asphalt und blicke auf die kleine welt, die bis eben mein zuhause gewesen ist. eine welt, in der ich weitab vom rest des lebens eine unvergessliche zeit verbrachte. es kommt mir vor, als waere es tatsaechlich ein einziger tag gewesen. ich greife mein gepaeck und lade es in den bus. nur eine kreuzung weiter ist die polarstern schon nicht mehr zu sehen. die sonne scheint hell und warm, und die reise geht weiter.

Freitag, 31. Juli 2009

DIE LETZTE SHOW



nun ist es doch soweit gekommen. damit gerechnet habe ich ja, aber dass es mich so stark erwischen würde, darauf war ich nicht vorbereitet. hier an bord gilt eine andere zeitrechnung. wochen, tage, stunden werden zur nebensache. ein eigener, neuer lebensrhythmus entsteht. der kontakt zum rest der welt ist schnell verloren, man lebt im hier und jetzt. aufregende ereignisse wie ein tauchgang mit dem quest werden fast zur normalitaet, mit der polarstern durch dickes eis zu brechen ebenfalls. ein neuer alltag, an den man sich blitzschnell gewoehnt. für mich ist es wie auf einer konzert-tour: der totaler ausnahmezustand wird zum 'everyday life'.

dann aber, irgendwann gegen ende einer tour, wird einem bewusst: er wird nicht ewig dauern, dieser ausnahmezustand. dieses leben, in dem man so voll und ganz aufgeht und das niemals enden soll. je naeher die letzte show heran rueckt, um so stärker wuenscht man sich den tourbeginn zurueck, die ersten proben, bei denen noch alles vor einem lag. wenn dann die lichter angehen, und es wirklich keinen weg zurueck gibt - trifft es einen wie der schlag, man geht fassungslos ein letztes mal auf die buehne und moechte nur eines: die zeit anhalten. nichts kann einem diesen abschied erleichtern. es soll einfach immer nur weitergehen.

DER LETZTE TAUCHGANG


heute abend beginnt der letzte tauchgang auf dieser expedition. die letzte vorstellung. bei traumhaftem sonnenschein haben wir den quest mit einem bilderbuchstart fuer ein paar stunden dem meer uebergeben. ein letztes mal macht er sich unter aufschaeumender gischt auf den weg in die tiefe, ein letztes mal verfolge ich auf dem monitor die 1.200 meter bis zum meeresgrund. eigentlich ein ganz normaler vorgang. in den letzten tagen und wochen gehoerte so ein tauchgang zum taeglichen leben wie die sonne in der nacht und das 'spiegelei hochkant' am morgen. und doch ist etwas anders. morgen abend wird nicht getaucht. stattdessen wird der quest fuer seinen transport vorbereitet, demontiert und in container verpackt. am donnerstag beginnt die polarstern dann den 'transit' in richtung island. klingt auch nicht schlecht. gut drei tage sind dafuer veranschlagt. vielleicht sehen wir noch einmal wale oder delphine. langeweile wird dabei nicht aufkommen, soviel ist klar. aber es ist eben doch der anfang vom ende, und das liegt mir nicht besonders.

anh, christian, eberhard, marcel, michael, patrick, ralf und volker
haben mich waehrend der letzten wochen ein teil ihres rov-teams sein lassen. zu keinem zeitpunkt habe ich mich auch nur ansatzweise unwohl oder gar deplaziert gefuehlt. zu keinem zeitpunkt hatte ich schwierigkeiten, mich in diesem mir fremdem terrain zu bewegen. ihre offenheit, ihr humor, und die leichtigkeit, mit der sie auch unter widrigen umstaenden nach vorne gesehen haben, haben mich tief beeindruckt. im oktober gehen volker und 'die gang' wieder auf tour, dann auf dem forschungsschiff 'merian' im mittelmeer. bei mir dauert es noch etwas, ich werde mich mit meiner naechsten tour noch bis zum fruehjahr 2010 gedulden muessen. leicht faellt mir das nicht.

es ist jetzt kurz nach mitternacht, meine vorletzte schicht ist zuende. in knapp acht stunden geht es weiter, ein letztes mal taucht der quest auf. ein letztes mal versammelt sich die mannschaft am heck der polarstern, um ihm an bord zu helfen. ich versuche, die gedanken an kofferpacken und rueckreise zu verdraengen und schaue noch ein wenig in die sonne, die sich in der ruhigen see spiegelt.

POLARSTERN VIDEOLOG #07

Donnerstag, 30. Juli 2009

BEGEGNUNG AUF HOHER SEE



als ich kurz nach mitternacht den rov-container verlasse, blicke ich auf einen blauen, nahezu wolkenlosen himmel. die sonne steht ueber dem horizont, ein orange-gelber feuerball. mein blick schweift ueber das wasser, und da sehe ich ihn: einen kleinen punkt, der langsam groesser wird. schon bald kann ich die umrisse eines schiffes ausmachen. es ist seit dem 10. juli das erste mal, dass wir eine begegnung auf see haben. die 'jan mayen' ist ein norwegisches forschungsschiff, welches ebenfalls wissenschaftliche untersuchungen am unterwasser-schlammwulkan 'hakon mosby' durchfuehrt. sie macht einen engen bogen um die polarstern. ein freundschaftlicher stoss in das horn, dann geht die jan mayen auf position. in einigen hundert metern entfernung liegt sie in der nachtsonne. von weitem meine ich zu sehen, wie uns einige menschen zuwinken. vielleicht ist das aber auch nur Einblidung. ich mache mich auf den weg in meine koje.

Mittwoch, 29. Juli 2009

HAKON MOSBY



die polarstern befindet sich nun seit fuenf tagen ueber dem unterwasser-schlammvulkan hakon mosby. jeden tag gegen 18:00 beginnt ein neuer tauchgang. jede mission dauert im schnitt 14 stunden. gegen 10:00 uhr des folgetages steht der quest wieder sicher auf dem arbeitsdeck der polarstern. nach kleineren wartungsarbeiten und dem ausgedehnten 'pre-dive-check' ist das rov dann bereit fuer den naechsten tauchgang. das wetter ist durchwachsen. regen, dichter nebel und strahlend blauer himmel wechseln sich ab. es ist aber insgesamt etwas milder geworden, die temperaturen bewegen sich ueber dem gefrierpunkt.

SCHICHT UM SCHICHT


um unser pensum bewaeltigen zu koennen, werden die missionen im schichtbetrieb 'gefahren'. es gibt drei schichten, die jeweils vier stunden dauern. von zwoelf bis vier uhr, von vier bis acht uhr, und so weiter. man arbeitet also alle zwoelf stunden fuer jeweils vier stunden. ich bin zusammen mit patrick und volker im 'team a'. meine schichten beginnen um 08:00 uhr und um 20:00 uhr. dazwischen habe ich jeweils acht stunden 'frei'. anfangs etwas ungewohnt, kann man sich mittlerweile gut darauf einstellen. das übrige rov-team widmet sich in dieser zeit den
reparaturen einzelner geräte, dem aufbereiten der daten des jeweiligen tauchgangs für die wissenschaft, und natürlich dem aussetzen und bergen des rov - dazu werden
immer mehrere teams benötigt. anh, christian und marcel vom 'team c' haben die vier-uhr-schicht erwischt. da ist man dann schon wesentlich weiter vom normalen tagesrhythmus entfernt. aber es gibt ja die espresso-maschine. und tina (krankenschwester und stewardess in der messe auf dem c-deck) hat uns freundlicherweise ein survival-kit mit cappucino, bechern und schokolade zusammengestellt.

ich versuche, die zeit zwischen den schichten gut einzuteilen. genug zu schlafen, ist ein schwieriges unterfangen. wenn ich um mitternacht noch voller anspannung aus dem abgedunkelten kontroll-container ins grelle sonnenlicht der polaren sommernacht falle, ist an bettruhe nicht zu denken. sitze dann noch fuer eine weile bei dem nachfolge-team in unserem provisorischen winden-kontrollraum, bevor ich mich in meine koje lege. um sieben uhr klingelt der wecker, eine halbe stunde spaeter sitze ich beim fruehstueck. chiefstewardess moni fragt 'wie immer?' - 'ja, wie immer.' - zwei spiegeleier 'hochkant'. dazu ein becher heisser tee. um acht uhr ist schichtbeginn.

mittlerweile habe ich viele facetten der rov-arbeit kennengelernt, und es gibt nach wie vor jeden tag etwas neues zu entdecken. ich sitze im container und steuere die hochaufloesende kamera vom quest, bediene die grosse seilwinde oder fliege das rov ueber dem meeresgrund - weiche landung inklusive.

HOCHAUFGELOEST AM MEERESBODEN


die high-definition kamera vom quest liefert wirklich beeindruckende bilder. auf dem flachbildschirm im van kann man in postergroesse und hoechster aufloesung seesterne und tiefseegarnelen bewundern, die in natura nur wenige zentimeter gross sind. mit der sensiblen zoom- und schaerfenregelung versuche ich, ein moeglichst klares bild zu bekommen. bei starken zoom-einstellungen und grosser blende betraegt die tiefenschaerfe nur wenige millimeter. vor allem bei leichten bewegungen muss die schaerfe permanent nachgeregelt werden. trotzdem gelingt es uns, kleinste methangasblasen zu filmen, die hier am hakon mosby aus dem meeresboden austreten. ich druecke 'record' am hd-recorder, und wir schneiden die besonders interessanten passagen mit. so schoen und abwechslungsreich der blick von oben auf die wasseroberflaeche ist, so atemberaubend ist die welt, die darunter liegt.


HIEVEN UND FIEREN


beim 'windendienst' muss man sich sehr konzentrieren, damit das kabel nicht zu starken spannungen ausgesetzt wird. laestige verwindungen koennen die folge sein. auch der umgekehrte fall von 'zu viel' kabel kann zu verdrehungen fuehren. man muss also fortwaehrend auf das richtige verhaeltnis aus kabellaenge und tauchtiefe achten. als richtwert versuchen wir, mit 30-45 metern kabel-spiel zu arbeiten. nicht immer einfach, da die position der polarstern bei starker stroemung leicht variiert, und man mit dem quest mitgehen muss, da sonst zu viel zug entsteht. die winde wird via fernbedienung gesteuert, auf der sich ein joystick, ein paar tasten und eine anzeige befinden. auf ihr werden die gefierten (abgelassenen) meter angezeigt, sowie das tempo in dem gefiert oder gehievt (eingeholt) wird. im schnitt wird beim ab- und auftauchen mit einer windengeschwindigkeit von 25 metern pro minute gearbeitet. dabei bewegt sich der quest mit seinen thruster-propellern aus eigener kraft. er wird also nicht hinuntergelassen und wieder hochgezogen. das kabel wird lediglich der tauchgeschwindigkeit angepasst mitgefuehrt.

WEICHE LANDUNG



am samstagabend konnte ich den quest beim missionsbeginn fliegen. nach dem launch gehe ich mit volker in den container, patrick ist an der winde. in der ladebucht ('porch') des quest ist eine unterwasserkamera des wissenschaftler-teams aus frankreich verstaut. sie soll am hakon mosby ueber den zeitraum von einem jahr das wachstum von boden-bakterien ('bakterienmatten') dokumentieren. die fuer die installation vorgesehene position am kraterrand des schlammvulkans wurde beim letzten tauchgang ausgekundschaftet und mit einem 'marker' gekennzeichnet. der marker besteht aus einer kleinen box mit einem faehnchen. zusaetzlich wurden die koordinaten auf der digitalen posidonia-karte vermerkt, um das auffinden zu erleichtern.

beim heutigen tauchgang soll diese position angeflogen werden, um die automatische kamera abzusetzen und zu aktivieren. ueber eine drahtlose modem-verbindung zum rov koennen die wissenschaftler im quest-container dann sehen, ob die kamera richtig funktioniert und der bildausschnitt ihren vorstellungen entspricht.

wir tauchen ab, alles verlaeuft planmaessig. nachdem in der letzten nacht eine heftige stroemung an fahrzeug und kabel geruettelt hat, ist es heute vergleichsweise ruhig. der tiefenmesser zeigt 1.250 meter, waehrend der letzten 150 meter verlangsame ich die tauchgeschwindigkeit. das fier-tempo der winde wird ebenfalls angepasst. das 'doppler velocity log' (eine art akustischer geschwindigkeitsmesser) des quest reagiert ab einer hoehe von 25 metern ueber dem meeresboden und gibt die hoehe des quest ueber grund an. spaetestens jetzt muss man das fahrzeug behende abfangen, damit man nicht auf dem grund aufschlaegt. in einer hoehe von 2 metern stoppe ich das fahrzeug. ich aktiviere die 'auto-altitude' funktion. nun wird die flughoehe via automatik zentimetergenau gehalten.

zum glueck befinden wir uns bereits in unmittelbarer naehe zu unserer gestern markierten zielposition, wir erreichen sie nach wenigen minuten. fuer das aussetzen der kamera muss ich den quest auf dem meeresboden 'landen'. dazu schalte ich auto-altitude wieder aus und setze ganz langsam, zentimeter fuer zentimeter auf dem grund auf. da das fahrzeug durch seinen leuchtend roten auftriebskoerper immer nach oben gezogen wird, muessen die horizontalen thruster-propeller auch nach der landung weiterarbeiten. sonst wuerde der quest automatisch aufsteigen. ich atme auf, als mir eine 'weiche landung' gelingt. der meeresgrund besteht nicht aus einer harten oberflaeche, sondern aus feinsten sediment-ablagerungen. eine zu forsche landung wuerde dieses sediment aufwirbeln und fuer kostbare minuten die sicht trueben.

mittlerweile sind jerome und julien im container, sie begleiten den franzoesischen teil dieser mission. volker setzt die kamera mit dem quest-greifarm ('orion') an die ausgemachte position. nun muss sie getestet werden. hierzu wird via greifarm eine temporaere induktive verbindung ('modem') zwischen dem rov und der kamera hergestellt. die datenkommunikation funktioniert ueber eine der in das quest-kabel integrierten glasfaserleitungen. steuerbefehle und bilddaten koennen auf diese weise sicher uebertragen werden.

julien sitzt direkt hinter mir und hat seinen laptop auf dem schoss. er steuert von hier aus die kamera, die in 1.250 metern tiefe am meeresgrund steht. eine erste probeaufnahme wird gemacht. es dauert ca. zwanzig sekunden, bis die bilddaten auf dem bildschirm erscheinen. man ist noch nicht hundertprozentig mit dem bildausschnitt zufrieden, die kamera wird etwas umgesetzt. ein neuer test. erleichterte gesichter. die modemverbindung wird getrennt, die kamera ist nun autark und zeichnet gemaess ihrer programmierung bilddaten auf. jeden tag um 09:00 und 21:00 uhr eine zweiminuetige videosequenz. während einer neuen expedition im jahr 2010 wird die kamera wieder geborgen und offenbart der wissenschaft neue erkenntnisse.

gegen mitternacht dann die abloesung, michael uebernimmt meinen platz, volker bleibt noch etwas laenger im van. ich gehe zur seilwinde und setze mich noch eine weile zu anh und eberhard. die sonne steht kurz ueber dem horizont und taucht das arbeitsdeck in ein oranges licht. in sechs stunden klingelt der wecker.

→ Alle Bilder ansehen

Dienstag, 28. Juli 2009

IN GEDANKEN...



Psst, Christopher schreibt gerade... wir warten gespannt auf neue Post von der Polarstern!

Eure Schiller-Quest Redaktion

POST SERVICE #2

Eure Post an Christopher - Die Zweite

Und wieder haben uns zahlreiche Emails an Christopher erreicht, die wir zusammengetragen und komprimiert an ihn versandt haben. Wie jedes Mal war die Freunde seitens Christopher sehr groß und er entrichtet beste Grüße an all diejenigen, die sich die Zeit genommen haben ihm zu schreiben. Wie beim letzen Mal auch, gibt es an dieser Stelle wieder einige Auszüge aus den gesammelten Mails. Schickt fleißig weiter eure Fragen und Grüße an Christopher, die Schiffscrew und die Wissenschaftler auf Polarstern! :)

→ Post jetzt lesen

Montag, 27. Juli 2009

WAESCHE MAX

die seefahrt ist voller traditionen. trotz moderner zeiten ist dies zum glueck immer noch in vielen bereichen zu spueren. so heisst der leiter der bordwaescherei seit jahrzehnten einfach nur 'max'. die polarstern macht da keine ausnahme. unser 'wasche-max' ist wie so oft ein chinese, selbst auf dem crew-poster lautet sein name schlicht 'max'. er sagt mir, dass er seit neunzehn jahren auf der polarstern faehrt und sich um das waschen von bettwaesche und handtuechern kuemmert. auf wunsch macht max auch die private waesche von besatzung und wissenschaftlern, gegen einen mehr als fairen obulus. nach zehn tagen ist es auch fuer mich an der zeit, ein paar kleidungsstuecke zum waschen zu geben. ich druecke max meinen waeschebeutel in die hand, er fragt kurz nach meinem namen, notiert ihn sich jedoch nicht. dann sagt er mit chinesischem akzent 'morgen frueh fertig'.


am naechsten tag ist alles wie versprochen sauber und akkurat zusammengelegt. gluecklich sortiere ich hosen und pullover in meinem spind ein. hatte bei der abgabe ein paar winter-wollsocken vergessen. gehe am gleichen tag nochmal zu max und frage ihn, ob er mit einem schnappschuss einverstanden ist. wir gehen in seine 'waescherei-werkstatt' und er laechelt in die kamera.

Sonntag, 26. Juli 2009

WALE GESICHTET!



waehrend unserer fahrt ist es immer wieder zu begegnungen mit walen gekommen. bei ruhiger see kann man sie ueber mehrere meilen hinweg beim auftauchen und luftholen beobachten. ihre hohen wasserfontaenen sind ein beeindruckendes schauspiel, und der anblick dieser majestaetischen meeresbewohner, die bis zu 100 jahre alt werden koennen, laesst mich ein weiteres mal sehr nachdenklich werden. es ist schwer, von 'zuhause' aus ein verhaeltnis zu diesem vielfaeltigen lebensraum und seinen bewohnern zu bekommen. hier vor ort' zu sein, macht mich in diesen momenten sprachlos.

das alfred wegener institut nutzt neben dem wissenschaftlichen Programm die fahrten der polarstern auch zu einer genaueren erfassung von walpopulationen. wenn es die situation auf der bruecke zulaesst, werden die wale gezaehlt und mit einer kleinen high-definition-kamera gefilmt. lutz, der zweite offizier, gibt mir ein band, welches er waehrend der ersten tage dieser fahrt aufgenommen hat. ich konnte die wale zwar vom arbeitsdeck auch gut sehen, hatte aber meine kamera nie rechtzeitig zur hand. und von der bruecke hat man natuerlich noch einen wesentlich besseren blick. ein lieber dank geht an lutz fuer die ueberlassung des materials.

die aufnahmen zeigen finnwale (lateinisch balaenoptera physalus) beim auftauchen und ausblasen, in einer sequenz kann man sogar zwei wale nebeneinander sehen.

→ Finnwal-Artikel bei Wikipedia

Samstag, 25. Juli 2009

DER SCHLUESSEL



gestern habe ich in meinem seesack nach einem stueck schokolade gesucht. hatte mich bei der anreise auf dem flughafen in kopenhagen noch mit einem kleinen vorrat eingedeckt. beim durchforsten der vielen faecher stiess ich auf einen metallischen gegenstand, der mir irgendwie bekannt vorkam: mein haustuerschluessel. eigentlich keine besondere entdeckung, trage ich ihn doch normalerweise immer bei mir. hatte ihn aber noch in berlin auf dem weg zum flughafen sicher in einem fach tief in meiner reisetasche verstaut, da ich ihn ja nun fuer eine weile nicht brauchen wuerde.

ein sehr spezielles gefuehl ueberkam mich, als ich nun zufaellig 'bekanntschaft' mit diesem schluessel machte. er erinnert mich daran, dass es ein 'zuhause' gibt, und ich kann nicht mit sicherheit sagen, dass ich auf diesen gedanken gewartet habe. ich bin jetzt zwei wochen auf see - eigentlich keine besonders lange zeit. aber durch die intensitaet um mich herum und die vielen neuen eindruecke kommt es mir vor wie eine kleine ewigkeit. manchmal ueberkommen mich auch durchaus ein paar gemischte gefuehle. aber das gefuehl, 'zuhause' wirklich zu vermissen, war bis jetzt
nicht dabei.

dann finde ich die schokolade. ich breche mir ein stueck ab und geniesse den vollen geschmack. jetzt noch einen espresso. der schluessel kommt wieder an seinen platz, in einem kleinen fach tief in meiner reisetasche.

Freitag, 24. Juli 2009

POLARSTERN VIDEOLOG #05

TAUCHGANG 230



die tauchgaenge des quest werden seit seiner indienststellung im jahr 2003 durchgehend nummeriert. heute, am donnerstagabend um 18:00 steht tauchgang ('dive') nummer 231 an. der vorangegangene tauchgang 230 ist am spaeten mittwochabend zu ende gegangen. die see hat sich etwas beruhigt, in der nacht kam etwas regen auf.

das vom helikopterdeck der polarstern fotografierte bild zeigt den quest beim einholen ('recovery') am ende von tauchgang nummer 230.

ESPRESSO, ESPRESSO!



als ich vor einer guten woche meine gepaeck fuer die fahrt zusammengestellt habe, war das gesamtgewicht ein wichtiges thema. da ich via flugzeug zum start der expedition nach longyearbyen gereist bin, musste ich genau ueberlegen, was ich mitnehme und was ich lieber zuhause lasse.

zum glueck habe ich mich in letzter minute dazu entschlossen, meinen kleinen espresso-kocher einzupacken. eine kleine mokka-maschine aus aluminium, fuer die man jedoch keine herdplatte benoetigt. man kann sie direkt an die steckdose anschliessen. eine super-erfindung! kaum hatte ich den kleinen lebensretter ausgepackt, brach im quest-team euphorie aus und ich blickte in strahlende gesichter: endlich ein richtiger espresso! der filter-kaffee an bord ist zwar sehr gut, aber manchmal gibt ein kleiner starker espresso eben die extra-dosis koffein. gerade bei nachtschichten eine willkommene stimulation. und man kann direkt auf dem arbeitsdeck damit kochen, so dass man sich den weg in die messe sparen kann.

nun koche ich jeden tag ein paar espresso fuer das team, und ab und zu trinke ich natuerlich auch gerne einen. allerdings nicht soviel wie zuhause - dafuer oefter eine tasse tee. passt ja auch besser zum 'zur see fahren'.

Donnerstag, 23. Juli 2009

EIN TAG AUF SEE



tag zehn auf see. nach laengerer fahrt befindet sich die polarstern nun in hoehe des 72. breitengrades, immer noch noerdlich des polarkreises. wir haben die eisfelder hinter uns gelassen, die aussentemperatur betraegt vergleichsweise milde fuenf grad celcius. waehrend des 36-stuendigen transits haben wir die zeit genutzt, uns ein wenig auszuruhen. viele wissenschaftler haben waehrend der ersten woche wenig geschlafen, nicht nur im quest-team wurde im schichtbetrieb gearbeitet.

die naechste grosse station ist der unterwasser schlammvulkan 'hakon mosby'. hier wartet ein komplexes programm auf die wissenschaftler. es sind etliche tauchgaenge geplant, diverse messinstrumente und wissenschafliche geraete sollen auf dem meeresboden plaziert werden. im rahmen des 'loome-projektes' (dazu spaeter mehr) sollen mehr daten und informationen ueber die aktivitaeten dieses schlammvulkans erhoben werden.

UNRUHIGE SEE




obwohl der wind nachgelassen hat, ist die see noch sehr unruhig. die wellen sind recht hoch und die polarstern schaukelt trotz ihres tiefgangs von etwas unter elf metern spuerbar. dies verhindert ein sicheres aussetzen des quest. der urspruenglich fuer heute abend vorgesehene tauchgang muss verschoben werden. das risiko fuer mannschaft und geraet waere zu gross. volker ist in staendigem kontakt mit dem fahrleiter und der schiffsfuehrung, gemeinsam arbeiten sie daran, das wissenschaftliche programm moeglichst vollumfaenglich umzusetzen. unsere 'wetterfroesche' an bord, christian und hartmut (deutscher wetterdienst) prognostizieren eine abnehmende duenung fuer mittwoch.

AUF KAMMER DIE ZWEITE




zum ersten mal bin ich fuer ein paar stunden 'auf kammer'. lege mich mit meinem laptop in die koje und arbeite etwas an neuen klaengen. das schiff schaukelt sanft, und ich nicke kurz ein. es fuehlt sich an wie im tourbus, die gleichmaessigen bewegungen wirken leicht einschlaefernd und irgendwie beruhigend. zwischendurch gibt es immer mal wieder hoehere wellen, so dass man in der koje ein wenig hin- und herrollt. man gewoehnt sich aber schnell daran, und irgendwann faellt einem das schaukeln gar nicht mehr auf. nur die besonders hohen wellen bemerkt man noch, ansonsten ist man eins mit der see. es gaebe ja ohnehin keine alternative.

BRUECKE ZUM GLUECK




da man sich an bord des schiffes frei bewegen kann ('open ship'), gehe ich zwischendurch immer mal wieder auf die bruecke. hier oben kann man heute den wellengang noch deutlicher spueren als weiter unten auf dem arbeitsdeck. lutz (zweiter offizier) steuert das schiff. kurze absprache mit kapitaen schwarze, fuer ein unterwasser-experiment (photonen-messung am 'hakon mosby') am abend muss die polarstern exakt auf position gehalten werden. bei diesem wellengang nicht einfach, aber machbar. spaeter kommt der erste offizier, maggy aus der schweiz dazu ('chiefmate') und uebernimmt das ruder. ich mache mich auf den weg in die messe. tortellini mit tomatensauce stehen fuer heute abend auf dem plan. morgen gibt es dann fischstaebchen mit kartoffelsalat. das glueck kann so einfach sein.

Mittwoch, 22. Juli 2009

DIE POLARSTERN-CREW

Die Mannschaft der Polarstern

was wären die wissenschaftler ohne die schiffsbesatzung? die 45-koepfige crew der polarstern sorgt fuer einen reibungslosen und sicheren ablauf der expedition - freundliche menschen, die eine angenehme und ueberaus gastfreundliche atmosphaere schaffen, auch wenn es mitunter hektisch und konzentriert zu werke geht.

kapitaen schwarze fuehrt die polarstern mit seinen offizieren, die mannschaft kuemmert sich um die maschine, die zubereitung und ausgabe der mahlzeiten und alle arbeitsablauefe an deck. es gibt kranfuehrer, elektriker, den bootsmann und viele helfende haende, die auch beim aussetzen des rov's gefragt sind.

mittlerweile kennt man sich schon etwas besser, und zwischen den stationen gibt es immer wieder etwas zeit fuer kurze gespraeche, die ein streiflicht auf vielfaeltige und oft ungewoehnliche lebenslaeufe werfen. eine sympatische crew, die ihr bestes gibt. fuer das schiff und die wissenschaft.

Dienstag, 21. Juli 2009

36.000 METER UEBER DEM MEER

die polarstern ist mitten auf dem ozean. heute nacht gegen 03:00 uhr werden wir uns auf den weg in richtung 'hakon mosby' machen, einem unterwasser schlammvulkan. die ankunft ist fuer uebermorgen geplant. dann folgt auch der naechste tauchgang des quest.

entscheidend fuer den ablauf des weiteren forschungsprogramms sind unter anderem die wetterverhaeltnisse. wird der seegang zu stark, koennen einige manoever nicht wie vorgesehen durchgefuehrt werden. die forscher muessen umplanen. damit es eine moeglichst genaue wettervorhersage gibt, sind zwei meteorologen vom deutschen wetterdienst aus hamburg mit an bord. christian und hartmut sorgen dafuer, dass besatzung und wissenschaft die situation besser einschaetzen koennen, und dass der kapitaen weiss, was fuer eine wetterlage auf ihn und sein schiff zukommt.

dazu wird jeden tag gegen 12:30 ein wetterballon mit einer mess-sonde gestartet. hartmut oeffnet das rolltor zu einem mini-hangar auf dem helikopter-deck der polarstern. hier wird der ballon praepariert. ein unscheinbares weisses gummi wird auf einer am boden angebrachten duese fixiert. das ventil wird geoeffnet und mit einem zischen stroemt helium in die huelle. wenig spaeter ist der ballon aufgeblasen. heute etwas straffer, da es draussen windig ist und der ballon mehr auftriebsreserve braucht.

dann wird die kleine mess-sonde befestigt. sie verfuegt ueber einen gps-empfaenger und funkt verschiedene daten an die wetterstation auf dem schiff, unter anderem position, luftdruck, temperatur und windgeschwindigkeit. hartmut haelt den ballon fest in der hand und geht auf das offene heli-deck. dann den arm weit ausstrecken und bis drei zaehlen - loslassen. der wetterballon schnellt empor und nach wenigen sekunden ist er in den gerade sehr niedrig haengenden wolken verschwunden.

durch den stetig abnehmenden luftruck vergroessert sich der durchmesser des wetterballons auf seinem weg in die hoehe um ein mehrfaches. er wird bis zu fuenf meter gross, ehe er schliesslich in einer hoehe von circa 36.000 metern platzt. die zerborstene huelle samt sonde faellt irgendwo ins meer, eine bergung ist nicht moeglich. so bleiben unseren meterologen gute zwei stunden zeit, daten zu empfangen. die sonde sendet bis zur letzten minute kostbare daten, die neben der lokalen vorhersage auch wichtige informationen fuer globale modellrechnungen und die prognose des kontinentalwetters liefern. gerade in diesen noerdlichen breitengraden sind wetterballon-aufstiege selten und die daten begehrt. weltweit werden um diese uhrzeit rund tausend wetterballons steigen gelassen.

die lokale wetterprognose wird nun aktualisiert, im bordeigenen intranet kann sie jeder einsehen.

morgen um 12:30 beginnt die prozedur mit einem neuen ballon und einer neuen sonde.

Montag, 20. Juli 2009

GOODIES

An dieser Stelle findet ihr in Zukunft alle Goodies und Freebies, die wir euch im Rahmen von Christophers spannender Expedition zur Verfügung stellen.

» WALLPAPERS



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2500 METER UNTER DEM MEER



es ist dunkel. man spuert nur das vibrieren der schiffsmotoren, hoert das monotone rauschen der klimaanlage. ab und zu ein leises 'beep', wenn der computer eine eingabe quittiert. unzaehlige bildschirme leuchten und tauchen die szenerie in ein fahles licht. das bild erinnert mich an einen weltraum-film. wir befinden uns jedoch nicht in der kommandozentrale eines raumschiffes, sondern im kontroll-container des quest - dem sogenannten 'van'.

der van ist das gehirn des quest-systems. von hier aus wird das rov ferngesteuert, hier wird die hochspannung erzeugt. der van ist mit der polarstern vernetzt, diverse daten werden ausgetauscht. es besteht eine direkte sprechverbindung zur bruecke, weil beide fahrzeuge gemeinsam navigiert werden muessen. ueber das sogenannte 'posidonia' kann die aktuelle position des quest-roboters bestimmt werden. dazu wird das rov mittels spezial-antennen im schiffsrumpf angepeilt. die ausgemachte relative position zum schiff wird dann mithilfe der gps-position der polarstern zur absoluten position des quest interpoliert. da gps-systeme unter wasser nicht funktionieren, ist dieses komplizierte verfahren der einzige weg, das rov zu orten. auf den diversen tauchgaengen muessen exakte positionen ('stationen') angefahren werden, darum ist eine genaue standortbestimmung entscheidend. einer der vielen bildschirme im van zeigt auf einem koordinatensystem die diversen positionen von quest, polarstern und den einzelnen stationen.



ich bin zusammen mit christian, anh, patrick und volker fuer die zweite schicht eingeteilt. sie beginnt um mitternacht und dauert sechs stunden. unternehme den versuch, ein wenig 'vorzuschlafen' und gebe dieses ehrgeizige vorhaben mangels aussicht auf erfolg allerdings schnell wieder auf. mit einem becher kaffee halte ich mich wach und gehe gegen mitternacht zum schichtwechsel in den van.

AUF STATION




der tiefenmesser zeigt 2448 meter. insgesamt acht kameras geben uns ein umfassendes bild von der situation am meeresgrund. einige von ihnen sind via joystick dreh- und schwenkbar ('pan-tilt'). fuer die benutzung der greifarme gibt es ein komplexes eingabegeraet, den sogenannten 'master-arm'. es ist eine miniatur-version des roboterarmes, mit dem man die ausgewachsene version am quest millimetergenau steuern kann. und das ueber eine entfernung von bis zu 5.000 metern. schon erstaunlich.



heute nacht haben wir ein diffiziles programm vor uns. mehrere stationen auf dem meeresgrund muessen 'angeflogen' werden. an den stationen warten instrumente und geraete auf ihren einsatz. sie sind zu einem frueheren zeitpunkt abgesetzt worden. der quest ist nun der verlaengerte arm der wissenschaftler. mit 'push cores' werden sedimentproben entnommen, die dann an bord des quest oder via 'fahrstuhl' (erklaere ich weiter unten) mit nach oben genommen werden. in der hydraulisch ausfahrbaren 'schublade' des rov ist platz fuer weitere biologische- und gesteinsproben.


das anfliegen der einzelnen stationen gestaltet sich mitunter recht komplex. da die sichtweite in der tiefe teilweise nicht viel mehr als 5 meter betraegt, ist eine genaue positionsbestimmung der ziele notwendig. diese kann unter anderem durch peilverfahren oder mittels sonar erfolgen. alle im container anwesenden starren gebannt auf den entsprechenden sonar-bildschirm mit dem charakteristischen orange-farbenen faecher. oft verbirgt sich hinter einem verheissungsvollen signal nur ein grosser stein, dann geht die suche weiter. diese prozedur kann zur echten herausforderung werden. viel geduld und konzentration sind gefragt. wenn sich auf dem high-definition flatscreen im dunkelblau der tiefe die schemen einer zielstation abzeichnen, geht ein deutlich vernehmbares aufatmen durch den van. es ist kurz vor drei uhr morgens. anh und ich gehen kurz in 'messe 2' auf dem C-deck und holen eine frische ladung kaffee. volker und patrick fliegen den quest.

FLUG UM VIER


gegen vier uhr bin ich dran. ich setze mich neben volker an den rechten pilotenplatz. wir sind immer noch in 2.500 meter tiefe. anh und christian sind draussen an der kabelwinde. sie halten 'windenwache'. von zeit zu zeit muss die kabellaenge korrigiert werden, daher ist diese position durchgehend besetzt. ein bildschirm am windenstand gibt aufschluss ueber den fortgang der unterwasser-operation, die verstaendigung zum van funktioniert via sprechfunk.


ich lege meine rechte hand an den 'puck' und fliege den quest in 2 metern hoehe ueber den meeresgrund. mit der linken hand beruehre ich ab und zu den touchscreen, ueber den die geschwindigkeit der thruster-motoren geregelt wird. ein leises 'beep' ertoent. dann richte ich die augen auf den bildschirm-kompass, der die flugrichtung anzeigt. langsam gewoehne ich mich an die reaktionszeiten des quest. die steuerung ist sehr sensibel, da wechselnde stroemungen die lenkbewegungen beeinflussen. eine gewisse traegheit muss beachtet werden. man muss aufpassen, dass man beim fliegen das kabel nicht zu weit verdreht. zum glueck gibt eine anzeige aufschluss ueber den grad der drehung.

es muss kurz mach fuenf sein, die bruecke meldet sich. der wachhabende offizier teilt uns mit, dass ein eisfeld auf die polarstern zutreibt. wir koennen unsere position nicht mehr schnell genug aendern, so dass wir nur eine alternative haben: hoffen, dass es nicht zur kollision der eisschollen mit unserem kabel kommt. dazu wird der 'A-rahmen', ueber den das kabel in die tiefe geht, etwas steiler gestellt. so kommt es naeher ans schiffsheck und ist etwas geschuetzter. mehr kann man im moment nicht tun. die bruecke schickt einen matrosen zur beobachtung ans heck, christian geht ebenfalls auf position und ueberwacht die lage.

FAHRSTUHL IN DIE TIEFE


der zeitpunkt zum auftauchen rueckt naeher, vorher muss ein letztes mal eine station angeflogen werden. der sogenannte 'fahrstuhl' vom max-planck institut fuer marine mikrobiologie in bremen. ein zwei tonnen schweres geraet, welches passenderweise auf den namen 'colossus' hoert. in seinem transportkaefig werden diverse messinstrumente und sediment-proben verstaut, die auf diesem wege zurueck an die wasseroberflaeche transportiert werden. der fahrstuhl muss sicher lokalisiert werden, bevor er 'augeloest' wird. dazu wird ueber ein hydrophon ein akkustisches signal in einer bestimmten frequenz uebertragen. der empfaenger am fahrstuhl registriert dieses signal und loest die verankerung. die angebrachten auftriebskoerper bringen den fahrstuhl dann nach oben. ueber das bereits erwaehnte posidonia-system kann er dann vom schiff geortet werden und wird mit einem der kraene an bord der polarstern gehievt. die wissenschaftler koennen mit ihrer analyse beginnen.

ich fliege in richtung der letzten ausgemachten position des fahrstuhls und naehre mich ihm bis auf ca. 40 meter. das sonar zeigt nun eindeutig die umrisse von 'colossus', so dass der impuls zum ausloesen gegeben werden kann. kurze zeit spaeter verschwindet der schatten auf unserem sonar. eindeutiger beleg dafuer, dass der ausloese-vorgang funktioniert hat. fuer den fall, dass dies einmal nicht funktionieren sollte, koennte man den fahrstuhl auch manuell entriegeln - eine weitere aufgabe fuer den quest.

das eisfeld haben wir inzwischen hinter uns gelassen. laut christian hat eine extra-grosse eisscholle das rov-kabel nur knapp vefehlt. glueck gehabt.

MISSION BEENDET


kurz nach sechs uhr geht die heutige mission zuende, fertig machen zum auftauchen. der abstand zur polarstern wird geringer. ich versuche waehrend des auftauchens eine position 50 meter hinter dem schiffsheck zu halten. eine starke stroemung macht haeufige korrekturen noetig, wir lehnen den quest gegen die stroemung um nicht abzudriften. volker koordiniert die windengeschwindigkeit mit unserem auftauchmanoever, zur zeit hievt die winde mit 28 metern pro minute. er sieht muede aber zufrieden aus als er der bruecke bescheid gibt, dass der quest in einer guten stunde an bord geholt werden soll. die mannschaft wird geweckt und versammelt sich mit schwimmweste und schutzhelm ausstaffiert am heckgalgen. maggy aus der schweiz (erster offizier) kommt in ihrer leuchtend-orangen allwetterjacke und ueberwacht das manoever. via funk steht sie permanent in verbindung mit der bruecke.



gegen halb acht steht der quest wieder an seinem platz auf dem arbeitsdeck, ein paar muede und hungrige gestalten machen sich auf dem weg in die 'messe 1' auf dem D-deck. ich frage moni (first stewardess) nach einer extraportion spiegeleier, von beiden seiten gebraten ('hochkant'). sie sieht mich an, ahnt die lange nacht und laechelt.

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POLARSTERN VIDEOLOG #04

POST SERVICE

Eure Post an Christopher

Vielen Dank für die vielen Emails. Wir haben alle Grüße gesammelt und komprimiert. Christopher hat sich riesig über die Post gefreut und sendet Grüße vom Schiff zurück. Alle Emails können wir hier natürlich nicht veröffentlichen, aber einige Auszüge gibt es dennoch von Zeit zu Zeit auf dieser Seite. Und natürlich freuen sich Wissenschaftler, Schiffscrew und Christopher auch weiterhin über Eure Grüße und Fragen.

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Sonntag, 19. Juli 2009

POLARSTERN IM EIS

KOCHEN MIT PISTOLE

wir haben heute eine 12-stunden tauchfahrt vor uns, von 19:00 uhr bis 07:00 uhr. christian und hoang-anh, unser team-kollege aus vietnam, haben ihre angeln dabei und versuchen am abend ihr glueck. und tatsaechlich: sie fangen mehrere stattliche dorsche. ein matrose der polarstern hilft beim filetieren, und wir moechten den fisch natuerlich so schnell wie moeglich
zubereiten.

doch wie nur? ein offenes grillfeuer auf einem schiff ist sicherlich nicht die beste aller ideen. und wenn uns nicht bald etwas einfaellt, verdirbt der fisch und die muehe war umsonst. da kommt anh die rettende idee. er verschwindet im quest-werkstattcontainer und haelt triumphierenden blickes eine heissluftpistole in der hand. normalerweise werden damit schrumpfschlaeuche erhitzt, um sie zur isolation auf elektrischen kabelverbindungen aufzubringen.

anh wickelt den fisch in alufolie und haelt mit der pistole drauf. nach zwanzig minuten sind die dorsche gar, und mit ein wenig pfeffer und salz ein gelungenes mitternachts-menue.

Samstag, 18. Juli 2009

DER KATALOG



ich bin jetzt fast eine woche auf see, weit weg von dem was man landlaeufig 'zuhause' nennt. eine eigene welt mit eigenen regeln und einem eigenen horizont. manches, worueber man daheim nicht weiter nachdenken wuerde, erscheint einem noerdlich des polarkreises als aeusserst abstrakt.

irgendwer meint es gut und legt jeden tag den ausgedruckten tagesschau-newsletter in messe eins ('roter salon') aus. habe aus versehen einen blick drauf geworden und ueberfliege die schlagzeile 'quelle katalog wird gedruckt'. zweifellos eine sehr positive nachricht fuer alle betroffenen - aus dem arktischen eis heraus betrachtet wirkt sie dennoch bizarr.

beschliesse, an bord keine newsletter mehr zu lesen und ziehe mir meine arbeitskombination an, heute aufgrund sinkender temperaturen mit extra warmer unterwaesche. dann gehe ich aufs arbeitsdeck, wo sich das marum-team schon mit leidenschaft und akkuschraubern am quest zu schaffen macht.

Freitag, 17. Juli 2009

DER ERSTE TAUCHGANG



heute abend ist es soweit - der quest wird seinen ersten tauchgang auf diesem expeditionsabschnitt absolvieren. gleich nach dem fruehstueck des dritten arbeitstages an bord beginnen die letzten vorbereitungen. gehaeuse und leitungen werden auf dichtheit ueberprueft, kameras auf ihre funktion. volker und sein team gehen die lange rov (remotely operated vehicle) pre-dive-checkliste durch.

um den quest mit ausreichend energie versorgen zu koennen, muss an bord mit hochspannung gearbeitet werden. dazu wird von einem transformator im quest-kontrollcontainer eine spannung in hoehe von 3.300 volt erzeugt. diese spannung geht dann durch das gestern ausgeturnte kabel und wird an bord des rov auf die diversen bordspannungen (600 volt fuer die motoren, 240 volt fuer die high-power lights, und 26 volt fuer das sogenannte 'hub', eine art schaltzentrale) zuruecktransformiert. auf diese weise kann man die energie verlustfrei durch die fuenf kilometer lange leitung leiten.

der hintere bereich des schiffes, in dem die marum-container plaziert sind, wird aus sicherheitsgruenden abgesperrt sobald die hochspannung eingeschaltet ist. nur diejenigen, die direkt mit dem quest zu tun haben sollen sich ab jetzt dort aufhalten. die gesichter sind angespannt, aber auch voller vorfreude auf die kommende lange tauch-nacht.

irgendwie wirkt das team wie eine rockband, nicht nur auf dem foto (vlnr: joern-patrick, anh, ralf, ganz hinten mein kammergenosse jerome, michael und christian). jeder hat seine aufgabe und am ende zaehlt ausschliesslich das resultat. teamwork wie auf der buehne. der erste tauchgang soll um 18:00 uhr beginnen. volker teilt uns in zwei schichten ein, sie dauern jeweils sechs stunden.















dann noch ein letzter rundgang um den quest, ein letztes mal die verankerung des kabels geprueft. ein moment der ruhe, die mannschaft steht bereit und wartet auf das zeichen zum launch. oben im bild ist der 'teller' zu sehen, der den quest waehrend des aussetzens stabil am haken haelt. dann startet das launch-manoever. die gewaltige hydraulik am heck des schiffes bewegt den sogenannten A-rahmen (im bordjargon 'heckgalgen') des gelben 'LARS' (launch and recovery systems) mitsamt dem quest erst in die hoehe und dann langsam in richtung heck.

anh aus vietnam bedient die seilwinde, so dass immer genug kabel nachgegeben wird. in der heckposition verharrt der quest fuer kurze zeit und scheint vor dem tauchgang noch einen letzten blick auf die meeresoeberflaeche zu werfen. ein schwimmender schwarm von eissturmvoegel verfolgt das schauspiel aeusserst interessiert.

















dann fangen die hydraulikpumpen der polarstern wieder an zu arbeiten, die seilwinde wird aktiviert. der quest wird ins wasser gesetzt. durch seinen roten auftriebskoerper schwimmt er jetzt wenige zentimeter unter dem meeresspiegel. die horizontalen thruster-motoren werden gestartet, langsam bewegt sich der quest weg vom schiff. noch einmal verharrt er kurz. der eissturmvoegel-schwarm beschliesst, sich davonzumachen. dann werden die drei vertikalen thruster-motoren aktiviert und in einer fontaene aus schaum und gischt verschwindet der quest in richtung tiefe.



ein beeindruckender moment. das deck wirkt auf einmal sehr verlassen - stand der quest doch von anbeginn der reise an seiner festen position. nun befindet er sich auf dem weg in richtung meeresgrund. im kontrollcontainer, dem 'van', kann man nun das schauspiel aus sicht der diversen quest-kameras verfolgen. ein tiefblaues nichts, ab und zu eine rote tiefseegarnele und viele sinkstoffe ('marine snow'). im windenleitstand der polarstern hat marcel eine grosse leinwand samt beamer installiert, das 'kino'. dort koennen interessierte das video-signal der diversen kameras verfolgen. das kino ist auch spaet in der nacht noch gut besucht, knapp zwanzig wissenschaftler sehen dem quest bei seiner ersten mission zu.
der tiefenmesser zeigt schon ueber tausend meter, die winde gibt pro minute ca. 20 meter stahlkabel ab. nach einer stunde ist der quest auf dem meeresboden in ca. 2.100 m tiefe angekommen.

nun beginnt die eigentliche arbeit...



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Donnerstag, 16. Juli 2009

LETZTE VORBEREITUNGEN

tag zwei an bord. letzte nacht wieder wenig geschlafen. zu beeindruckend waren die bilder von der polarstern im eis. die sonne scheint, ein makelloser blauer himmel erwartet uns heute morgen. das schiff liegt quasi laengsseits zu einem grossen eisfeld. eine surreale szenerie. vor allem bei dem gedanken, dass es erst der zweite tag an bord ist. alles ist schon so vertraut, so dass ich mir nur mit muehe vorstellen kann, vor ein paar tagen noch in deutschland gewesen zu sein...aber heute ist zum glueck heute, und nach dem fruehstueck (07:30 bis 08:30) geht es aufs arbeitsdeck zum quest.

das neue stahlkabel wird heute aus- und wieder eingerollt (siehe 'willkommen auf der polarstern'). dazu wird das kabelende mit einem gewicht beschwert und an unserer position (meerestiefe ca. 5.500 m) in die tiefe des ozeans abgelassen. waehrend des abwickelns wird lage um lage des verbliebenden kabels mit einem gruenen farbstreifen besprueht. auf diese weise kann man beim einholen erkennen, wie stark die verwindungen waren. da von dem farbstreifen kaum etwas uebrig bleibt, scheinen sie tatsaechlich enorm gewesen zu sein. man kennt das von einem verdrehten telefonkabel. nur mit dem unterschied, dass auf dem quest-kabel wesentlich mehr kraefte lasten.



beim wiedereinholen wird das stahlseil mit suesswasser 'gewaschen', um es vom salzwasser zu reinigen. auf diese weise wird korrosion vorgebeugt, die dem stahlkabel sonst gefaehrlich werden koennte. der komplette vorgang dauert ca. fuenf stunden. der quest wird parallel fuer seinen ersten tauchgang auf dieser expedition vorbereitet, der am naechsten tag um 18:00 beginnen soll.



im laufe des nachmittages aendert die polarstern ihre position, so dass sich vom oberdeck aus ein weiteres mal das beeindruckende schauspiel des 'eisbrechens' erleben laesst. links und rechts des schiffes tun sich schimmernde eisfelder auf, durch die wir nahezu lautlos hindurchgleiten.

ein weiteres mal scheint alles andere ganz weit weg...

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AUF KAMMER

so heisst es hier, wenn man sich in seiner kajuete aufhaelt. allerdings bin ich relativ selten 'auf kammer', eigentlich nur zum schlafen. zum glueck kann man mit einem rollo die fenster gut verdunkeln. da es draussen ja nicht dunkel wird, bekommt man so wenigstens etwas schlaf. 'auf kammer' gibt es auch einen kleinen kuehlschrank, in dem ich die getraenke-vorraete lagere. der kantinen-shop hat nur an bestimmten wochentagen fuer eine viertelstunde geoeffnet, so das man gut vorausplanen muss. seeluft macht ja bekanntlich sehr durstig...

Mittwoch, 15. Juli 2009

ALLE FORSCHER AUF EINEN BLICK

Die Wissenschaftler auf Polarstern

meeresforschung ist international und national zwischen den instituten eng vernetzt, nur so können die besten ergebnisse erzielt werden. waehrend der letzten tage hat amandine vom franzoesischen institut UPMC alle wissenschaftler an bord fotografiert, um das 'scientists-poster' zugestalten. so kann man sich die namen besser merken, und man hat auch einen guten ueberblick, wer von welchen forschungsinstituten kommt. als mitglied des quest-teams vom bremer marum, bin ich mit auf dem poster.

POLARSTERN VIDEOLOG #03

DAS MINI-STUDIO

mittlerweile konnte ich mein kleines mini-studio an bord der polarstern einrichten. ich hatte einen teil der ausruestung schon vorab via marum-container verschifft, den rest habe ich bei der anreise mitgenommen. mein 'arbeitsraum' befindet sich auf dem A-deck und hat einen sehr schoenen ausblick aufs meer. zwischendurch sitze ich hier und arbeite an neuen ideen, bin selber mehr als gespannt auf das resultat.

Dienstag, 14. Juli 2009

UMGEBEN VON EIS



der tag beginnt frueh - immer noch schoenstes sonnenlicht, aber winterliche temperaturen. ich ziehe meine arbeitskleidung an: eine kombination aus einer extrem ilsolierenden, windabweisenden jacke und hose mit neopren-futter. das material hat auftriebs-eigenschaften, wirkt also wie eine schwimmweste - im falle eines falles gut zu wissen. dazu rutschfeste arbeitsschuhe mit stahlkappen fuer die arbeit an deck. nach dem obligatorischen stellmanoever (wo sind die rettungsboote ? wo ist der sammelplatz bei alarm ?) geht es aufs arbeitsdeck.

zum glueck kann ich mich gleich heute nuetzlich machen - es muss eine vielzahl von kabeln verlegt werden, die fuer die kommunikation zwischen dem quest kontrollcontainer und dem schiff bzw. der bruecke noetig sind. netzwerkkabel, videoleitungen fuer diverse deck-kameras sowie das kabel fuer die sogenannten posidonia-daten. hiermit kann das schiff den quest ueber ein antennensystem jederzeit orten.



da ich mich mit dem verlegen und zusammenbuendeln von kabeln halbwegs auskenne, helfe ich marcel vom quest-team. bewaffnet mit einem buendel kabelbinder geht es los und wir entknoten und verlegen diverse leitungen an deck. der rest des teams beschaeftigt sich mit dem quest-roboter, beginnt mit dem einbau von kameras und der vernetzung des kontrollraums.

spaeter bringe ich meine studio-ausruestung in den raum, den mir der fahrtleiter michael klages zur verfuegung gestellt hat. er befindet sich auf dem a-deck und bietet eine tolle aussicht. die polarstern verfuegt ueber drei fahrstuehle, so dass wir die flightcases bequem vom arbeitsdeck nach oben bringen koennen. nur das letzte deck ist ausschliesslich via treppe zu erreichen. als ich gerade dabei bin, meine kabelverbindungen zu machen, blicke ich zufaellig aus dem fenster und sehe - eine eisscholle. tatsachlich. nachdem es bisher hiess, dass die wahrscheinlichkeit fuer 'eis-sichtungen' in diesem jahr sehr gering sei, treibt nun tatsaechlich arktisches eis am schiff vorbei.



sofort greife ich meine kamera und laufe an deck - das will ich mir nicht entgehen lassen. bestimmt ein dutzend mittelgrosser eisschollen. ich druecke auf den ausloeser. aber das sollte nur der anfang gewesen sein. innerhalb der naechsten stunden nimmt die dichte immer weiter zu, bis schliesslich die eisbrecher-qualitaeten der polarstern gefragt sind. sie schiebt sich auf das meterdicke eis und bricht sich ihren weg frei. muehelos wie es scheint, nicht das geringste vibrieren ist zu spueren. links und rechts des bugs treiben die zerborstenen eisfragmente richtung heck.

wir unterbrechen unsere arbeit und stehen an deck, bestaunen das schauspiel. das eis veraendert immer wieder seine form, seine farbe. zwischen dem 'weissen eis' gibt es immer wieder azur-blaue segmente. dieses eis hat durch einen komplizierten suess- und salzwasseraustausch ueber viele jahre seine farbe veraendert und ist daher besonders alt. auch heute beendet zum glueck keine einfallende dunkelheit den tag, so dass wir noch lange an deck stehen und auf die weite aus eis hinausblicken.

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