Schiller-Quest.com

Die Suche geht weiter ... Lange Reisen ist Christopher von Deylen gewohnt. Für sein letztes Album „Sehnsucht“ fuhr er in einem alten Volvo Amazone 20.000 Kilometer von Berlin nach Kalkutta. Nun geht der Komponist auf Expedition. Mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ ist er seit dem 10. Juli in der Arktis unterwegs. Als Mitglied eines Teams um Dr. Volker Ratmeyer vom MARUM, dem Bremer Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, packt er mit an, wenn es gilt, die Einsätze des Tauchroboters QUEST durchzuführen. Zudem dokumentiert der Künstler mit Kamera und Camcorder die Aktivitäten an Bord in einem Blog (siehe unten). Unterwegs auf einem modernen Forschungseisbrecher in einer faszinierenden Landschaft – das ist eine spannende Herausforderung. – Am 3. August wird die Expedition unter der Leitung von Dr. Michael Klages vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Reykjavik/Island zurück erwartet.

Donnerstag, 23. Juli 2009

EIN TAG AUF SEE



tag zehn auf see. nach laengerer fahrt befindet sich die polarstern nun in hoehe des 72. breitengrades, immer noch noerdlich des polarkreises. wir haben die eisfelder hinter uns gelassen, die aussentemperatur betraegt vergleichsweise milde fuenf grad celcius. waehrend des 36-stuendigen transits haben wir die zeit genutzt, uns ein wenig auszuruhen. viele wissenschaftler haben waehrend der ersten woche wenig geschlafen, nicht nur im quest-team wurde im schichtbetrieb gearbeitet.

die naechste grosse station ist der unterwasser schlammvulkan 'hakon mosby'. hier wartet ein komplexes programm auf die wissenschaftler. es sind etliche tauchgaenge geplant, diverse messinstrumente und wissenschafliche geraete sollen auf dem meeresboden plaziert werden. im rahmen des 'loome-projektes' (dazu spaeter mehr) sollen mehr daten und informationen ueber die aktivitaeten dieses schlammvulkans erhoben werden.

UNRUHIGE SEE




obwohl der wind nachgelassen hat, ist die see noch sehr unruhig. die wellen sind recht hoch und die polarstern schaukelt trotz ihres tiefgangs von etwas unter elf metern spuerbar. dies verhindert ein sicheres aussetzen des quest. der urspruenglich fuer heute abend vorgesehene tauchgang muss verschoben werden. das risiko fuer mannschaft und geraet waere zu gross. volker ist in staendigem kontakt mit dem fahrleiter und der schiffsfuehrung, gemeinsam arbeiten sie daran, das wissenschaftliche programm moeglichst vollumfaenglich umzusetzen. unsere 'wetterfroesche' an bord, christian und hartmut (deutscher wetterdienst) prognostizieren eine abnehmende duenung fuer mittwoch.

AUF KAMMER DIE ZWEITE




zum ersten mal bin ich fuer ein paar stunden 'auf kammer'. lege mich mit meinem laptop in die koje und arbeite etwas an neuen klaengen. das schiff schaukelt sanft, und ich nicke kurz ein. es fuehlt sich an wie im tourbus, die gleichmaessigen bewegungen wirken leicht einschlaefernd und irgendwie beruhigend. zwischendurch gibt es immer mal wieder hoehere wellen, so dass man in der koje ein wenig hin- und herrollt. man gewoehnt sich aber schnell daran, und irgendwann faellt einem das schaukeln gar nicht mehr auf. nur die besonders hohen wellen bemerkt man noch, ansonsten ist man eins mit der see. es gaebe ja ohnehin keine alternative.

BRUECKE ZUM GLUECK




da man sich an bord des schiffes frei bewegen kann ('open ship'), gehe ich zwischendurch immer mal wieder auf die bruecke. hier oben kann man heute den wellengang noch deutlicher spueren als weiter unten auf dem arbeitsdeck. lutz (zweiter offizier) steuert das schiff. kurze absprache mit kapitaen schwarze, fuer ein unterwasser-experiment (photonen-messung am 'hakon mosby') am abend muss die polarstern exakt auf position gehalten werden. bei diesem wellengang nicht einfach, aber machbar. spaeter kommt der erste offizier, maggy aus der schweiz dazu ('chiefmate') und uebernimmt das ruder. ich mache mich auf den weg in die messe. tortellini mit tomatensauce stehen fuer heute abend auf dem plan. morgen gibt es dann fischstaebchen mit kartoffelsalat. das glueck kann so einfach sein.