Schiller-Quest.com

Die Suche geht weiter ... Lange Reisen ist Christopher von Deylen gewohnt. Für sein letztes Album „Sehnsucht“ fuhr er in einem alten Volvo Amazone 20.000 Kilometer von Berlin nach Kalkutta. Nun geht der Komponist auf Expedition. Mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ ist er seit dem 10. Juli in der Arktis unterwegs. Als Mitglied eines Teams um Dr. Volker Ratmeyer vom MARUM, dem Bremer Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, packt er mit an, wenn es gilt, die Einsätze des Tauchroboters QUEST durchzuführen. Zudem dokumentiert der Künstler mit Kamera und Camcorder die Aktivitäten an Bord in einem Blog (siehe unten). Unterwegs auf einem modernen Forschungseisbrecher in einer faszinierenden Landschaft – das ist eine spannende Herausforderung. – Am 3. August wird die Expedition unter der Leitung von Dr. Michael Klages vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Reykjavik/Island zurück erwartet.

Freitag, 17. Juli 2009

DER ERSTE TAUCHGANG



heute abend ist es soweit - der quest wird seinen ersten tauchgang auf diesem expeditionsabschnitt absolvieren. gleich nach dem fruehstueck des dritten arbeitstages an bord beginnen die letzten vorbereitungen. gehaeuse und leitungen werden auf dichtheit ueberprueft, kameras auf ihre funktion. volker und sein team gehen die lange rov (remotely operated vehicle) pre-dive-checkliste durch.

um den quest mit ausreichend energie versorgen zu koennen, muss an bord mit hochspannung gearbeitet werden. dazu wird von einem transformator im quest-kontrollcontainer eine spannung in hoehe von 3.300 volt erzeugt. diese spannung geht dann durch das gestern ausgeturnte kabel und wird an bord des rov auf die diversen bordspannungen (600 volt fuer die motoren, 240 volt fuer die high-power lights, und 26 volt fuer das sogenannte 'hub', eine art schaltzentrale) zuruecktransformiert. auf diese weise kann man die energie verlustfrei durch die fuenf kilometer lange leitung leiten.

der hintere bereich des schiffes, in dem die marum-container plaziert sind, wird aus sicherheitsgruenden abgesperrt sobald die hochspannung eingeschaltet ist. nur diejenigen, die direkt mit dem quest zu tun haben sollen sich ab jetzt dort aufhalten. die gesichter sind angespannt, aber auch voller vorfreude auf die kommende lange tauch-nacht.

irgendwie wirkt das team wie eine rockband, nicht nur auf dem foto (vlnr: joern-patrick, anh, ralf, ganz hinten mein kammergenosse jerome, michael und christian). jeder hat seine aufgabe und am ende zaehlt ausschliesslich das resultat. teamwork wie auf der buehne. der erste tauchgang soll um 18:00 uhr beginnen. volker teilt uns in zwei schichten ein, sie dauern jeweils sechs stunden.















dann noch ein letzter rundgang um den quest, ein letztes mal die verankerung des kabels geprueft. ein moment der ruhe, die mannschaft steht bereit und wartet auf das zeichen zum launch. oben im bild ist der 'teller' zu sehen, der den quest waehrend des aussetzens stabil am haken haelt. dann startet das launch-manoever. die gewaltige hydraulik am heck des schiffes bewegt den sogenannten A-rahmen (im bordjargon 'heckgalgen') des gelben 'LARS' (launch and recovery systems) mitsamt dem quest erst in die hoehe und dann langsam in richtung heck.

anh aus vietnam bedient die seilwinde, so dass immer genug kabel nachgegeben wird. in der heckposition verharrt der quest fuer kurze zeit und scheint vor dem tauchgang noch einen letzten blick auf die meeresoeberflaeche zu werfen. ein schwimmender schwarm von eissturmvoegel verfolgt das schauspiel aeusserst interessiert.

















dann fangen die hydraulikpumpen der polarstern wieder an zu arbeiten, die seilwinde wird aktiviert. der quest wird ins wasser gesetzt. durch seinen roten auftriebskoerper schwimmt er jetzt wenige zentimeter unter dem meeresspiegel. die horizontalen thruster-motoren werden gestartet, langsam bewegt sich der quest weg vom schiff. noch einmal verharrt er kurz. der eissturmvoegel-schwarm beschliesst, sich davonzumachen. dann werden die drei vertikalen thruster-motoren aktiviert und in einer fontaene aus schaum und gischt verschwindet der quest in richtung tiefe.



ein beeindruckender moment. das deck wirkt auf einmal sehr verlassen - stand der quest doch von anbeginn der reise an seiner festen position. nun befindet er sich auf dem weg in richtung meeresgrund. im kontrollcontainer, dem 'van', kann man nun das schauspiel aus sicht der diversen quest-kameras verfolgen. ein tiefblaues nichts, ab und zu eine rote tiefseegarnele und viele sinkstoffe ('marine snow'). im windenleitstand der polarstern hat marcel eine grosse leinwand samt beamer installiert, das 'kino'. dort koennen interessierte das video-signal der diversen kameras verfolgen. das kino ist auch spaet in der nacht noch gut besucht, knapp zwanzig wissenschaftler sehen dem quest bei seiner ersten mission zu.
der tiefenmesser zeigt schon ueber tausend meter, die winde gibt pro minute ca. 20 meter stahlkabel ab. nach einer stunde ist der quest auf dem meeresboden in ca. 2.100 m tiefe angekommen.

nun beginnt die eigentliche arbeit...



→ Alle Bilder ansehen