Schiller-Quest.com

Die Suche geht weiter ... Lange Reisen ist Christopher von Deylen gewohnt. Für sein letztes Album „Sehnsucht“ fuhr er in einem alten Volvo Amazone 20.000 Kilometer von Berlin nach Kalkutta. Nun geht der Komponist auf Expedition. Mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ ist er seit dem 10. Juli in der Arktis unterwegs. Als Mitglied eines Teams um Dr. Volker Ratmeyer vom MARUM, dem Bremer Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, packt er mit an, wenn es gilt, die Einsätze des Tauchroboters QUEST durchzuführen. Zudem dokumentiert der Künstler mit Kamera und Camcorder die Aktivitäten an Bord in einem Blog (siehe unten). Unterwegs auf einem modernen Forschungseisbrecher in einer faszinierenden Landschaft – das ist eine spannende Herausforderung. – Am 3. August wird die Expedition unter der Leitung von Dr. Michael Klages vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Reykjavik/Island zurück erwartet.

Dienstag, 21. Juli 2009

36.000 METER UEBER DEM MEER

die polarstern ist mitten auf dem ozean. heute nacht gegen 03:00 uhr werden wir uns auf den weg in richtung 'hakon mosby' machen, einem unterwasser schlammvulkan. die ankunft ist fuer uebermorgen geplant. dann folgt auch der naechste tauchgang des quest.

entscheidend fuer den ablauf des weiteren forschungsprogramms sind unter anderem die wetterverhaeltnisse. wird der seegang zu stark, koennen einige manoever nicht wie vorgesehen durchgefuehrt werden. die forscher muessen umplanen. damit es eine moeglichst genaue wettervorhersage gibt, sind zwei meteorologen vom deutschen wetterdienst aus hamburg mit an bord. christian und hartmut sorgen dafuer, dass besatzung und wissenschaft die situation besser einschaetzen koennen, und dass der kapitaen weiss, was fuer eine wetterlage auf ihn und sein schiff zukommt.

dazu wird jeden tag gegen 12:30 ein wetterballon mit einer mess-sonde gestartet. hartmut oeffnet das rolltor zu einem mini-hangar auf dem helikopter-deck der polarstern. hier wird der ballon praepariert. ein unscheinbares weisses gummi wird auf einer am boden angebrachten duese fixiert. das ventil wird geoeffnet und mit einem zischen stroemt helium in die huelle. wenig spaeter ist der ballon aufgeblasen. heute etwas straffer, da es draussen windig ist und der ballon mehr auftriebsreserve braucht.

dann wird die kleine mess-sonde befestigt. sie verfuegt ueber einen gps-empfaenger und funkt verschiedene daten an die wetterstation auf dem schiff, unter anderem position, luftdruck, temperatur und windgeschwindigkeit. hartmut haelt den ballon fest in der hand und geht auf das offene heli-deck. dann den arm weit ausstrecken und bis drei zaehlen - loslassen. der wetterballon schnellt empor und nach wenigen sekunden ist er in den gerade sehr niedrig haengenden wolken verschwunden.

durch den stetig abnehmenden luftruck vergroessert sich der durchmesser des wetterballons auf seinem weg in die hoehe um ein mehrfaches. er wird bis zu fuenf meter gross, ehe er schliesslich in einer hoehe von circa 36.000 metern platzt. die zerborstene huelle samt sonde faellt irgendwo ins meer, eine bergung ist nicht moeglich. so bleiben unseren meterologen gute zwei stunden zeit, daten zu empfangen. die sonde sendet bis zur letzten minute kostbare daten, die neben der lokalen vorhersage auch wichtige informationen fuer globale modellrechnungen und die prognose des kontinentalwetters liefern. gerade in diesen noerdlichen breitengraden sind wetterballon-aufstiege selten und die daten begehrt. weltweit werden um diese uhrzeit rund tausend wetterballons steigen gelassen.

die lokale wetterprognose wird nun aktualisiert, im bordeigenen intranet kann sie jeder einsehen.

morgen um 12:30 beginnt die prozedur mit einem neuen ballon und einer neuen sonde.